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«Die Bosheit war sein Hauptpläsir…» – ein faszinierender Nachbar mit schlechtem Ruf

Wie knacke ich eine Nuss? Was für uns Menschen kein Problem ist, stellt die Tierwelt vor etwelche Herausforderungen: Mäuse haben dafür spitze Zähne, Spechte klemmen die Nüsse in Spalten und hacken sie auf und die Krähen setzen dazu ihren Grips sein. So auch im Gönhard-Quartier zu beobachten: die raffinierten Rabenvögel lassen Baumnüsse gezielt auf die Strassen fallen, auf dass sie von einem Auto überrollt und geknackt werden. Ohne Mühe verspeisen sie dann den Inhalt (s.a Youtube Video Rabe knackt Nuss mit Hilfe von Auto)

So intelligent und faszinierend diese Vögel auch auftreten, wirklich beliebt sind sie nicht. Noch in der Antike wurden sie verehrt, ab dem Mittelalter galten sie als Boten von Pestilenz und Tod. Galgenvögel wurden sie genannt. Nicht ganz zu Unrecht, taten sie sich doch als Allesfresser auch an den zum Tode bestraften Körpern der Verbrecher gütlich. Den schlechten Ruf wurden sie bis heute nie mehr los. „Die Bosheit war sein Hauptpläsier, …“ diese Eigenschaften dichtete Wilhelm Busch in eloquenten Worten seinem Hans Huckebein, dem scheinbar hinterlistigen Raben, zu.

Zu den Rabenvögeln gehören hierzulande u.a. die bekannte Elster, der Kolkrabe als grösster Rabenvogel, die Saatkrähe mit dem typischen unbehaarten, hellen Schnabelansatz, die Dohle (eine Kolonie ist bei der Ruine Habsburg zu beobachten) und schliesslich die Rabenkrähe, die wir neben der Elster in unserem Quartier am häufigsten antreffen (siehe Foto).

Die Wahl der prächtigen Parkbäume als gemeinsame Schlafstätten für hunderte von Rabenkrähen auf dem Areal des KSA löste einiges Unbehagen bei Patienten und Personal aus. Die Verkünder des nahen Todes in direkter Nachbarschaft zu den Krankenbetten ist wahrlich keine angenehme Vorstellung. Die riesigen Schwärme, die vor allem aus Singles – Jungvögeln und revierlosen Tieren – bestehen, können zudem einen Heidenlärm veranstalten. Alle Bemühungen, die Störenfriede zu vergrämen, fruchteten nichts und so hat man sich im KSA zwischenzeitlich mit den Rabenkrähen arrangiert. Auf die Brachiallösung –das Fällen der Schlafbäume– verzichtete das KSA glücklicherweise. Neben den Singles gibt es auch Paare, bei denen die Partner lebenslang zusammenleben und die in der Regel ein eigenes Revier besitzen. Dieses wird gegen Nachbarn und Eindringlinge der eigenen Art vehement verteidigt.

Nutzen wir also die Gelegenheit, den wunderbaren Park des KSA auch einmal als Nichtpatient zu besuchen und die faszinierenden Vögel zu beobachten, um ihnen so trotz allen Vorurteilen den gebührenden Respekt zu erweisen.

Als Abschluss noch ein Aufruf in eigener Sache: Immer wieder beobachte ich im eigenen Garten wie die Krähen auch ausserhalb der Samichlauszeit Schalen von Spanischen Nüssli hinterlassen. Mich würde brennend interessieren, woher diese Schalen kommen. Hinweise dazu nehme ich gerne entgegen.