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Das Gönhard als neues Zuhause

Anna öffnet mir freudig die Tür. Wir haben uns heute zum Interview fürs Gezwitscher verabredet. Ihre beiden Buben springen ums Haus, vergnügen sich im Garten. Annas Tochter macht Hausaufgaben, sie sehen wir heute Nachmittag nicht mehr. Nachdem wir entspannt Platz genommen haben, beginnen wir unser Gespräch. Wir unterhalten uns überwiegend auf Englisch, der Google Übersetzer unterstützt uns gelegentlich. Anna kommt aus Kiew. Dort lebte sie mit ihren 3 Kindern (15, 8 und 6 Jahre) und arbeitete zuletzt 10 Jahre als Schulpsychologin. Die Arbeit machte ihr grosse Freude, zudem hat sie ihre Selbst-
ständigkeit im Bereich Berufsfindung für Jugendliche zu planen begonnen. Ihre Arbeit war auch ihr Hobby. Gerade hatte sie ihre Homepage fertiggestellt, als der Krieg in der Ukraine begann. Sie verliess mit ihren Kindern das Land und lebte 3 Monate in Polen, nahe der ukrainischen Grenze. Dort konnte sie in einer pädagogischen Einrichtung mit ukrainischen Flüchtlingen arbeiten. Doch auch in Polen wurde es für Anna und ihre Familie zu unsicher, so dass sie in die Schweiz kamen. Seit Ende Mai sind sie in Aarau Zuhause. 

In ihrer Vorstellung ist die Schweiz ein sicheres und friedliches Land. Als sie ankamen, war Anna überrascht, wie schön und sauber die Schweiz ist. In Kiew litt Anna in der Sommerzeit an einer Allergie, dieses Jahr hatte sie keinerlei Probleme. Für Anna ist Aarau der perfekte Ort zum Leben, und sie ist unglaublich glücklich und dankbar hier sein zu dürfen. Für sie ist es einfach ein Wunder, das sie als gläubige Christin erleben darf.  An Gemeinsamkeiten zwischen der Ukraine und der Schweiz gibt sie die freundlichen und hilfsbereiten Menschen an. An Unterschieden fällt ihr wenig ein. 

Momentan kann Anna noch nicht arbeiten, ein ungewohnter Zustand für sie. Ihr Hauptanliegen ist es, die deutsche Sprache schnell zu lernen. Momentan macht sie dies online in Eigenregie. Mit ihren Kindern übt sie ebenfalls am Nachmittag und erledigt mit ihnen die Hausaufgaben. Die Sprach­barriere ist für alle das Schwierigste, dennoch fühlen sich auch die Kinder in Schule und Kindergarten wohl. Für ihre Zukunft wünscht sich Anna für ihre Kinder eine gute Ausbildung und hofft, ihre Arbeit als selbstständige Psycho­login wieder aufnehmen zu können. 

Gerne möchte sie das, was sie an Hilfe erfahren hat, wieder zurückgeben. Von ihren Nachbarn sowie allen persön­lichen Begegnungen wünscht sich Anna die Gelegenheit, Deutsch sprechen zu üben. Ihr Sprachkurs beginnt im November, darauf freut sie sich sehr. 

Der Nachmittag ist schnell vergangen. Ein paar Bachfische, Kissenschlachten und Runden ums Haus später verabschieden wir uns. Einen Termin für den nächsten Kaffeeplausch haben wir schon ins Auge gefasst.